Dissolution: Vom Leben ohne Ausweg

Ein fiktives Tierheim auf einem Berg, umgeben von Schweizer Dörfern, ist der Schauplatz des Debüts von Louisa Merten, die dafür bereits mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Ginny ist mit 15 Jahren von zu Hause ausgezogen, um eine Ausbildung zur Tierpflegerin zu absolvieren, und arbeitet nun seit sechs Jahren dort. Hunde und Katzen bewohnen das Lösch, Ginny kümmert sich um ihre grundlegenden Bedürfnisse. Der Tod ist immer präsent, sei es in Form von Krankheit und Alter, in Form des Verlusts der ‚Familie‘ oder aufgrund von Inkompatibilität mit der Gesellschaft. Das Hineingeworfensein der Tiere, die Unmöglichkeit zu Veränderungen sind der Hintergrund für das Fühlen und Denken von Ginny, die auf der Suche nach ihrem biologischen Vater und damit ihrem Ursprung ist. Der Text besteht aus kurzen Kapiteln, die teilweise fragmentarisch wirken, aber durchaus Spannung und Neugierde auf das nächste Drama erzeugen, das passieren wird. Sprachlich überaus poetisch, manche Sätze erinnern an Gedichte. Kein leichter Stoff, aber die Arbeit an den eigenen Identitäten ist selten ein Zuckerschlecken. Eine junge Autorin mit Potenzial, deren literarische Entwicklung mit Spannung zu beobachten sein wird.
Beate Foltin
Louisa Merten: Hundesöhne. 181 Seiten, Lenos Verlag, Basel 2025 EUR 25,70