Am Abgrund
Eva Rossmann hat für ihren jüngsten Kriminalroman der Journalistin Mira Valensky eine Pause gegönnt und ganz neue ProtagonistInnen erfunden. Die Geschichte rund um Terrorangst und Populismus, Hetze im Internet und nationalistische Politik erzählt sie abwechselnd aus den Perspektiven unterschiedlicher Personen. Das macht die Komplexität des Themas noch greifbarer: Indem wir den Blickwinkel mehrerer Menschen einnehmen, können wir besser verstehen, oder zumindest nachvollziehen. Tragende Figur der Geschichte ist Frau Klein, eine Pensionistin in Wien, die im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe in der Pfarre auf kriminelle Machenschaften stößt und diese hartnäckig nach und nach freilegt. Dabei hat sie Hilfe: Von ihrem Enkel und dessen Mitbewohner, von ihrem 90-jährigen Verehrer mit guten Kontakten zu Informanten. Es sind die üblichen Zutaten für eine richtig gute Kriminalgeschichte, die Eva Rossmann in gewohnter Weise meisterlich und unterhaltsam zubereitet – vermengt mit ganz viel Menschlichkeit. Dass wir dabei auch die Perspektive von am geplanten Terrorakt Beteiligten einnehmen dürfen, macht eine besondere Würze aus. Und im Übrigen ist der Roman, auch wenn die Figuren natürlich fiktiv sind, ein historisches Dokument über die gesellschaftlichen Abgründe, die sich im Dunste rechtspopulistischer Politik derzeit abzeichnen.
Gabi Horak
Eva Rossmann: Patrioten. 344 Seiten, Folio Verlag, Wien 2017 EUR 22,00