Beauvoir reloaded

Warum unterwerfen sich Frauen? Ausgehend vom Befund, dass Unterhaltungsindustrie & Medien „eine frei gewählte, bisweilen sogar geforderte weibliche Unterwerfung als Quelle der Lust“ inszenieren/ästhetisieren, wo doch für die Philosophie Unterwerfung ein Widerspruch zum Wesen des Menschen (=Freiheit) ist und somit ein moralisches Versagen, kommt die Philosophin Manon Garcia (wie schon im Buchtitel deutlich gemacht) auf Simone de Beauvoir zurück mit einer Re-Lektüre von Das andere Geschlecht und dessen phänomenologischer Methode der Entgegensetzung der Erfahrungen von Frauen und der Weiblichkeitsmythen der dominierenden Männer. Dass Unterwerfung ihren Reiz hat, führt Beauvoir weder auf eine masochistische Natur noch auf moralische Minderwertigkeit von Frauen zurück, sondern auf damit verbundene (anerkennende) Privilegien wie auch (willkom­mene) Flucht vor existentieller Freiheit. Garcia will mit ihrem Buch das Tabu, über ‚weibliche’ Unterwerfung auch nur zu sprechen, brechen. Dabei sieht sie die (erneute) Lektüre Beauvoirs als Unterstützung voller Erkenntnisse, die aber keine fertigen Antworten oder gar eine Handlungsanleitung liefert. Lesenswert – für Beauvoir-AnfängerInnen wie Fortgeschrittene!

Karin Reitter

Manon Garcia: Wir werden nicht unterwürfig geboren. Wie das Patriarchat das Leben von Frauen bestimmt. Aus dem Franz. von Andrea Hemminger. 234 Seiten, Suhrkamp, Frankfurt/M. 2021 EUR 26,80