Befreit von Schönheitsnormen
Don’t judge a book by its cover, könnte eine Botschaft der britischen Photographin Amelia Allen sein. Ihr neuer Fotoband zeigt die zeitgenössische NudistInnenszene in einer sehr direkten Weise: nackte Menschen beim Tischtennis-Spielen, Radfahren durch die Londoner Innenstadt, beim Tea for Two. Ihr Anliegen, Freiheit und Befreiung unbearbeitet oder „ungeschönt“ darzustellen, spiegelt sich in den Bildern der meist selbstbewusst, fröhlich und unbeschwert agierenden ProtagonistInnen. Amelia Allen spricht von einer abstrakten Schönheit, die jede und jeder vor die Kamera bringt, und sie selbst sieht eine Herausforderung an ihre Tätigkeit, an ihren schnellen Blick, diese festzuhalten und sichtbar zu machen. Gerade Modelle, die nicht einer verordneten und vom Mainstream geteilten Auffassung von „Attraktivität“ entsprechen, sind ihre bevorzugten Motive. Immer wieder, so schreibt sie im Einleitungstext, berichten Menschen über Konversationen mit anderen unbekleideten Menschen, bei denen körperliche Details nicht einmal bemerkt werden – denn es gehe nicht um Voyeurismus, sondern die Begegnung mit einer Persönlichkeit, die sich zeigt, wie sie ist – nicht ästhetisch überarbeitet.
Susa
Amelia Allen: Naked Britain. 112 Seiten, Kehrer, Heidelberg 2017 EUR 41,10