Betrachtungen zwischen den Welten

Elisabetta Maiorano ist Anfang 50 und unterrichtet an einem ungewöhnlichen Ort Mathematik: Im Jugendgefängnis Nisida vor der Küste Neapels. Dort taucht sie regelmäßig in eine andere Welt auf der gegenüberliegenden Seite der Gesellschaft ein, die ihre eigenen Regeln und Dynamiken hat. Dort prallt ihr Leben, das nach dem unerwarteten Tod ihres Mannes aus den Fugen geraten ist, auf das Schicksal der sechzehnjährigen Insassin Almarina, die mit ihrem jüngeren Bruder aus Rumänien nach Italien geflüchtet ist. Ihr Leben ist verpfuscht, bevor es überhaupt richtig angefangen hat. Doch beide verbindet die typischen Facetten eines Frauenschicksals und schließlich trifft Elisabetta eine Entscheidung.
Die Ich-Erzählerin des Romans ist eine sensible Beobachterin, und philosophische Betrachtungen in metaphorischer Sprache treten aus der Handlung heraus. Der Fokus liegt mehr auf der Innensicht und inneren Entwicklung der Hauptfigur. Wenn man sich darauf einlassen möchte, liefert das Buch anregende Denkanstöße, über sich selbst und die Welt nachzudenken.
 Cornelia Axmann
Valeria Parella: Versprechen kann ich nichts. Aus dem Ital. von Verena von Koskull. 140 Seiten, Hanser, München 2021, EUR 19,60