Und jetzt alle gemeinsam

Von Revoluzzerinnen, Hackern und dem Ausbrechen aus dem eigenen Käfig: Es ist ein ehrliches Buch, das Mieze Medusa, die großartige Rapperin und Spoken Word Performerin uns da in die Finger gespielt hat. Ehrlich in der Verdrossenheit, Dinge (sich selbst, Menschen, Gesellschaften, …) nicht (immer) ändern zu können. Ehrlich im Genuss von Dingen, die nicht genossen werden „sollen“. Ehrlich in der Ratlosigkeit vor unerwarteten Wendungen. Drei Personen – man will nicht pauschalisiert Generationen sagen – drei Außenseiter*innen, kämpfen sich durch die Welt, dabei durch ihre jeweils ganz eigene Brille blickend. Unzufriedenheit, Einsamkeit, Unsicherheit, Bereuen, und Handeln im moralischen Tiefgrau, gepaart mit Neugier, Verlangen, Mut, Solidarität. Eine schicksalhaft anmutende Zusammenkunft im österreichischsten aller fiktiven Orte: Bruck an der Laa. Während des Lesens fühlt man sich immer wieder ertappt, auf liebevolle Weise. Es wird ein Sprachnetz gewebt, in dem man sich verlieren kann und gleichzeitig viel von sich wiederfindet. Man bekommt Lust auf griechisches Essen, neue Lieder von Beyoncé, Spaziergänge zu moosbewachsenen Lichtungen mit Adorno unterm Arm, und darauf, es mal wieder ein bisschen genauer zu nehmen mit der Verschlüsselung der eigenen Daten. Ein frisches Buch, das es schafft, dem Frust und Grant gegenüber bestehenden Umständen, solch ermutigende Worte zu geben, dass man nicht verbittert. Absolute Empfehlung.
 Agnes Reininger
Mieze Medusa: Du bist dran. 256 Seiten, Residenz Verlag, Wien 2021, EUR 22,00O