Todgeweihte Landgemeinde

In Olga Flors neuem Roman sammelt sich auf rund 200 Seiten österreichischer Kleinstadtmief. Portraitiert werden unter anderem der Aussteiger und ehemalige Ziviltechniker Maximillian, seine Nachbarinnen Jackie und ihr Mann Alfons, die mehr oder weniger in der Baubranche tätig sind, eine ebenso karrierebewusste wie bestechliche Bürgermeisterin, eine Texteschreiberin für Despotinnen und Kapitalist*innen sowie ein Attentäter: Morituri, das sind die Todgeweihten. In der Gemeinde soll unter dem Moor („im Sumpf“) eine esoterische Privatklinik gebaut werden, idealer Nährboden für Korruption, Geldwäsche und Co. Mit drin stecken Firmen, Banken, Parteien und die oben genannten. Maximillian ist das erste Versuchskaninchen, an ihm wird die „Parabiose“ wissenschaftlich erprobt – der Blutkreislauf des weißen Maximillian wird mit dem des deutlich jüngeren Schwarzen Maurice zwecks Verjüngung verbunden. Währenddessen arbeiten die anderen an ihrer Bereicherung und dem Höhepunkt zu: zur Eröffnung der Privatklinik werden medienaffine Jungpolitiker(!) und hofknicksverursachende Präsidenten erwartet. Und das alles ist eigentlich spannend, aber den Vorbildern ihrer Figuren hat Flor etwas zu genau auf den Mund geschaut und vom Mund geschrieben.
 Johanna Unger
lga Flor: Morituri. 208 Seiten, Jung und Jung, Salzburg 2021, EUR 22,00