Chancen aus der Corona-Krise?
Sechs Frauen und drei Männer philosophieren über Fragen, Antworten und Perspektiven für die Zeit nach der aktuellen Pandemie. Sie schreiben über die systemrelevanten und immer noch schlechtbezahlten Berufsgruppen im Handel und im Krankenhaus, sowie über Alleinerzieherinnen, die mehrheitlich der weiblichen Gesellschaft angehören. Die an Philosophinnen in Interviews herangetragenen Fragen, etwa wie lange eine Gesellschaft die Isolierung durchhält oder wie die Weltordnung nach der Krise aussehen wird, thematisiert Karin Hutflötz. Veronika Hilzensauer dagegen zitiert in ihrem Kapitel „Das Soziale ist das Politische“ die Philosophin Hannah Arendt, die die Existenz selbst nie isoliert sehe, sondern nur in der Kommunikation und im Wissen um andere Existenzen. Für sie sei der Marktplatz nicht nur Ort der Lebensmittelversorgung, sondern Ort der Kultur, des Miteinanderseins, ähnlich wie das Essengehen in ihrem Lieblingsrestaurant. Beim Philosophieren über die Welt im Bann der Pandemie können sich Chancen aus der Krise mit Blick der Öffentlichkeit und medialer Aufmerksamkeit entwickeln, um sich eine andere, also sozialere und menschlichere Gesellschaft vorzustellen. Es ist ein Buch mit philosophischen Gedanken, um letztendlich eine feministische Gesellschaft zu denken und umzusetzen zu beginnen. Lesenswert und eine gute Basis interessanter Gespräche darüber, wie feministisch das Buch ist. Schließlich endet das Buch mit dem Zitat von Ingeborg Bachmann, die Wahrheit sei dem Menschen zumutbar.
Vero
Wieder denken. Neue Fragen, andere Antworten, Perspektiven für die Zeit nach der Pandemie. Hg. von Karin Hutflötz und Veronika Hilzensauer. 231 Seiten, Büchergilde Gutenberg Verlag, Berlin 2021, EUR 20,00