Chancenlos

1946 wurde erstmalig der Debutroman der afroamerikanischen Autorin Ann Petry veröffentlicht. Schauplatz ist die 116th Street in Harlem in Manhattan, wo Rassismus, Sexismus, Gewalt und Diskriminierung an der Tagesordnung stehen. Letztlich setzen sich die durch, die das Geld haben. Im Mittelpunkt der Handlung steht die attraktive Alleinerzieherin Lutie mit ihrem achtjährigen Sohn Bubb. Lutie kämpft darum, ihrem Sohn ein besseres Leben zu bieten. Sie bewirbt sich neben ihrem Bürojob in der Nacht in einer Bar als Sängerin. Sie scheitert, da der Barbesitzer Junto sie lieber als Sexarbeiterin engagieren möchte und der schmierige Bandleader Boots Smith sich den Vorstellungen seines Brötchengeber Junto anpasst. Bubb hingegen sucht Nähe zum niederträchtigen Hausmeister Jones, der mit allen Mitteln versucht, das Leben von Lutie und Bubb zu untergraben. Eine bewegende Geschichte, spannend geschrieben, wobei die Autorin die unterschiedlichen Figuren psychologisch glaubwürdig mit Eigenschaften ausstattet, die anhand der Lebensverläufe dieser nachvollziehbar sind. Ohne Zweifel war die Autorin eine sozialkritische Beobachterin, die es vermochte, gesellschaftliche Widersprüche gut auf den Punkt zu bringen.

ML

Ann Petry: The Street. Aus dem Engl. von Uda Strätling. 383 Seiten, Nagel & Kimche, München 2020, EUR 24,90