Der unwiderstehliche Geruch von Asch
Der dritte Roman von Erna W. spielt in Zeiten der Corona Pandemie und des ersten Lockdown in Wien, vorwiegend auf der Donauinsel. Die Hauptperson, die im Roman „Er“ genannt wird, hat eine steile Karriere gemacht, vom Call-Center Angestellten über Unternehmensberater bis hin zum stillen Teilhaber einer ominösen Firma, die den digitalen Werbeauftritt in öffentlichen Verkehrsmitteln organisiert und kontrolliert. Als „Er“ im Zwange seiner Selbstoptimierung, die von Alexa und anderen smarten Produkten gesteuert wird, seine routinemäßigen Spaziergänge absolviert, kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung mit Personen in gänzlich anderen Lebensumständen, durch die sein Lebenskonzept grundlegend auf den Kopf gestellt wird. Der Roman ist aus einer schelmischen Perspektive geschrieben, dazwischen sind lokale Anekdoten eingestreut, wie zum Beispiel über den Knick in der Praterbrücke oder zur Daubelfischerei. Lokalpolitische Machenschaften, aber auch rassistische Polizeiübergriffe werden erinnert und pointiert in die Handlung eingeflochten. Das Buch, das auch das Potential für ein Filmdrehbuch hat, ist eine äußerst lesenswerte, humorvolle Gesellschaftskritik, die ohne erhobenen Zeigefinger zum Nachdenken über moralische Fragen anregt.
Sabine Becker
Erna W.: Abschied vom Kuckucksnest. 161, Seiten, Eigenverlag (zu bestellen bei: E-Mail), Wien 2020 EUR 10,00