Die heilige Johanna von Irland
Maud Gonne (1866-1953) war wohl eine der schillerndsten Figuren im irischen Freiheitskampf. Maud stammte aus einer englischen Offiziersfamilie, dennoch war der Kampf für die irische Unabhängigkeit ihr fanatisch verfolgtes Lebensziel. Ihr Einsatz war enorm: Sie reiste in den unwirtlichen Nordwesten von Irland, um dort mit Pachtbauern gegen die grausame Herrschaft der Großgrundbesitzer zu kämpfen, unterstützte die Irish National Party im Wahlkampf, saß für ihre Überzeugungen im Gefängnis, arbeitete in Suppenküchen, gründete eine Zeitschrift und engagierte sich in der feministischen Organisation „Die Töchter Irlands“.
Ihr Privatleben war geprägt von Widersprüchen: So war sie mit einem französischen rechtskonservativen Antisemiten liiert und hatte zwei uneheliche Kinder, die sie jahrelang in Frankreich versteckte. Zeit ihres Lebens galt sie als die Muse des Dichters William Butler Yeats, nahm aber keinen seiner Heiratsanträge an, sondern ging aus Trotz eine Ehe mit dem irischen Freiheitskämpfer Major John MacBride ein. Diese Ehe wurde nach kaum zwei Jahren geschieden, was Maud im streng katholischen Irland sehr übel genommen wurde. In ihrem engstirnigen Hass gegen England gab es keinen Platz für Zwischentöne. Alle Gegner der Briten kamen als Verbündete in Frage, seien es Faschisten oder Kommunisten (da wie dort waren in allen Bereichen nur vereinzelt Frauen dabei). Eine sehr umfassend recherchierte und gut lesbare Biografie. Ein Grundwissen über die irische Geschichte ist allerdings notwendig, um die Fülle der Informationen einordnen zu können. Angela Schwarz
Elsemarie Maletzke: Maud Gonne – Ein Leben für Irland. 316 Seiten, Insel Verlag, Berlin 2016 EUR 25,70