Die Kehrseite der modernen Kommunikation

„Wer als Frau keine Männer datet, ahnt ja überhaupt nicht, wie kompliziert deren Leben sein kann.“ schreiben Katja Berlin und Anika Decker. Aber nicht nur auf Tinder, auch im E-Mail-Posteingang am Arbeitsplatz oder im Whats-App-Chat mit dem langjährigen Partner werden Frauen* mit den absurdesten Nachrichten von Männern konfrontiert. In ihrem Buch gliedern die Autorinnen diese Nachrichten in 37 Typen und liefern damit eine kleine Interpretationshilfe. Der Ghoster, der Mansplainer, der Einsilbige – sie alle werden geoutet und auseinandergenommen. Das machen die Autorinnen zwar eher weniger mit reflektierter, sachlicher Analyse, dafür aber mit einer großen Portion Humor. Voller Witz und Ironie schreiben sie über Männer, die Entschuldigungen schicken, die eigentlich gar keine sind, über Männer, die Frauen* kurzerhand manipulieren wollen oder über diese weirden Typen, die wortlos auf sämtliche Stories mit Emojis reagieren. Es sind aber oft auch Nachrichten, die über bloße Nachrichten hinausgehen, ein unangebrachtes Verhalten widerspiegeln und zeigen, wie manche Männer mit Frauen* im Alltag generell umgehen. Ja, für Frauen*, die mit Nachrichten von Männern konfrontiert werden, sieht die Welt nicht immer ganz so schön aus. Es hilft aber darüber zu lesen, dass selbst die bescheuertsten Nachrichten auch andere Frauen* erreicht haben und genau darin liegt die Stärke dieses Buches. Sich darüber lustig zu machen, löst zwar keine Probleme, aber es macht sie zumindest um einiges erträglicher.

Michaela Koffler

Katja Berlin, Anika Decker: Nachrichten von Männern. Humoristisches Sachbuch. 192 Seiten, Ullstein, Berlin 2021 EUR 15,90