Die Praxis des Nein Sagens

Ausgehend von der öffentlichen Debatte über die sexualisierten Übergriffe während der Kölner Silvesternacht 2016, öffnet dieser Sammelband einen breit gefächerten Raum rund um sexualisierte Gewalt und Prozesse des Nein Sagens. Die Texte werden in 10 Themenkomplexe eingegliedert, die sich mit geschichtlich-juristischen Aspekten der Sexualstrafrechtsreform beschäftigen, Rassismus im Sexualstrafrecht benennen, Raum öffnen für Erzählungen aus Positionen von Betroffenen, danach fragen, wie Betroffene unterstützt werden können. Im selben Atemzug wird die Praxis des Nein Sagens in Bezug gesetzt zu einer Praxis des Ja Sagens. Hier werden Vorschläge diskutiert, wie Sexualität gelebt werden kann oder wie ein Miteinander auf der Anerkennung der gegenseitigen Differenz basieren kann. Des Weiteren wird erörtert, was sagbar ist und wie dies soziale Beziehung beeinflusst oder begrenzt. Bei der Betrachtung des Sexualstrafrechts wird der Subjektstatus aus Betroffenenperspektive analysiert, sowie mit Vergewaltigungsmythen aufgeräumt. Die Texte sind gut aufeinander abgestimmt und ergänzen sich, machen weitere unübliche aber bereichernde Perspektiven auf. Theoretische, historische Texte werden durch persönliche Erfahrungsberichte sowie Visionen einer konsensualen Sexualität verbunden. Durch das Zusammenfassen der Texte in Themenkomplexe und dem Verweis nach jedem Text auf weiterführende Themen wird ein themenbezogenes Lesen ermöglicht. Ein fundierter, sehr spannend ausgearbeiteter Sammelband.
JAW

Wege zum Nein. Emanzipative Sexualitäten und queer-feministische Visionen. Beiträge für eine radikale Debatte nach der Sexualstrafrechtsreform in Deutschland. Hg. von Sina Holst, Johanna Montanari. 247 Seiten, edition assemblage, Münster 2017 EUR 14,40