Die Schaffung einer eigenen Geschichte

Im Debütroman Adikou der 1997 geborenen Autorin Raphaëlle Red begibt sich die gleichnamige Protagonistin von Paris aus auf eine Reise durch die USA und Ostafrika. Dabei sucht sie nach dem Verständnis ihrer Herkunft, die sie seit jeher durch die Augen ihres Gegenübers bestimmt. Sie reist begleitet von einer Erzählstimme in ihr, die ihr hilft, eine Sprache für ihre Geschichte zu finden, von der sie selbst manchmal nicht mehr versteht als die Wut, die sich über die Jahre in ihr festgesetzt hat. Der Roman ist eine individuelle und zugleich gesamtgesellschaftliche Identitätssuche, die einfache Antworten auflöst. So uneindeutig die Antworten auf dieser Suche sind, so schwierig ist es teilweise, sich zwischen den Seiten zurechtzufinden. Doch immer wieder findet man sich in den wunderbar geschilderten Momenten und Gedanken wieder, die auch für sich genommen wie Poesie klingen, voller bildlicher Sprache, so dass man sich wie die Protagonistin manchmal verlieren kann, um dann doch wieder den Weg zu finden.

Agnes Sieben

Raphaëlle Red: Adikou. 224 Seiten, Rowohlt, Hamburg 2024 EUR 24,70