Die Zukunft im Plasma, dann …
Wie wird die Welt aussehen, dann? Was wird sich verändern, was wird gleich bleiben? Ausgehend von beinahe banalen Alltagsszenarien entwickelt Celine Minard keineswegs absurd wirkende Zukunftsvisionen: Schneekugeln, die in Bahnen geworfen werden, Pferdeställe, in denen neue Kreaturen gezüchtet werden und Zirkusartisten, die vor tausenden Kameras und Sensoren Saltos schlagen. All das in einer Welt, die gleichzeitig ganz anders und doch gleich funktioniert wie unsere Gegenwart. Der Drang zum Perfektionismus ist auch in der fernen Zukunft plausible Motivation, die Bedeutung der Datensammlung wird mit neuen Rechnern und Robotern nur wahrscheinlicher. Der Mensch ist zur Informationsbeschaffung verdammt, wird von Entitäten gesteuert, ist Werkzeug geworden für die entfesselte künstliche Intelligenz. Technologien haben sich bis zur Unkenntlichkeit entwickelt und scheinen neue, noch unbekannte physikalische Gesetzmäßigkeiten zu nutzen. Ist es eine Dystopie, die Minard beschreibt, oder ist es einfach nur der Alltag? Ein Gedankenspiel, das sich in einem dichten Texthaufen prosaisch aufblättert. Anspruchsvoll zu lesen ist die Textsammlung. Eine warme Empfehlung für Freund*innen fremdartiger Welten.
PS
Celine Minard: Plasmen. Futuris–tische Erzählungen. Aus dem Franz. von Milena Adam. 187 Seiten, Matthes & Seitz, Berlin 2023 EUR 20,00