Drogentaumel durch Berlin
Aria Abers Debütroman Good Girl spielt im Berlin der 2000er Jahre. Wir folgen der 19-jährigen Nila durch zwei Jahre des Erwachsenwerdens in Berlin. Dort in einem Plattenbau aufgewachsen, kehrt sie nach Jahren im Internat zurück in die Wohnung ihrer Eltern und versucht, ihren Gefühlen in einem Labyrinth aus Feiern, Sex, Liebe, Gewalt und Drogen zu entkommen. Gezeichnet vom Tod ihrer Mutter und alltäglichen Rassismuserfahrungen, versucht sie ihre Herkunft zu verstecken und in einer künstlerischen Bubble Anschluss zu finden. Im Club lernt sie den älteren Schriftsteller Marlowe kennen, mit dem sie sich in den Strudel einer toxischen Beziehung begibt. Wir als Leser:innen sind immer mit dabei: in den vielen Nächten durch Berlin, die meist im Drogenrausch verbracht werden, in der einsamen Wohnung, wo der familiäre Zusammenhalt fehlt, und in der romantischen Beziehung, wo die Gewalt jeden Moment zu eskalieren scheint. Intensiv beschreibt Aber die Innenwelt der Protagonistin, die man wachrütteln und gleichzeitig beschützen möchte. Der Autorin gelingt es, die Zustände in Berlin in den 2000er Jahren zwischen Technoclubs und den NSU-Morden einzufangen. Vor allem gelingt es der Autorin, dass man in den Kopf einer 19-jährigen eingesogen wird, die versucht, alles zu spüren, nur nicht das, was wirklich in ihr ist. Unbeschönigt beschreibt Aber die Unsicherheiten und der Schmerz über das Aufwachsen Nilas. Ein sehr überzeugendes Debüt, das noch lange nachhallt.
Nike
Aria Aber: Good Girl. 399 Seiten, Claasen/Ullstein, Berlin 2025 EUR 25,70
