Ein Haushalt – unterschiedliche Leben

In „Halbe Leben“ erzählt Susanne Gregor von einer Zweckwohngemeinschaft aus dem Blickwinkel von drei Frauen: dem der beruflich erfolgreichen Architektin Klara, die mit ihrem Mann und ihrer Tochter Ada in einem Haus in Oberösterreich wohnt; aus dem ihrer Mutter Irene, die nach einem Schlaganfall bei ihnen einzieht und Unterstützung benötigt und aus dem von Paulína, der 24-Stunden-Pflegerin aus der Slowakei, die im Zwei-Wochen-Rhythmus zwischen diesem Haushalt und ihrer Familie in der Slowakei pendelt. Durch den Perspektivenwechsel wird schnell klar, wie deutlich sich Selbst- und Fremdbild unterscheiden. Was die eine als Geschenk versteht, nimmt die andere als Übergriff wahr. Dennoch wirkt jede der Frauenfiguren für sich authentisch und agiert in ihren Eigenlogik nachvollziehbar. Es sind die kleinen Gefälligkeiten und Grenzüberschreitungen sowie die kleinen dosierten Zurückweisungen, die diesen Roman auszeichnen und die Grenzen der Zweckwohngemeinschaft offenbaren. Aufgrund der schönen Sprache, der interessanten Frauenfiguren und der Wichtigkeit des Themas eine klare Leseempfehlung!
pepe
Susanne Gregor: Halbe Leben. 189 Seiten, Paul Zsolnay Verlag, Wien 2025 EUR 24,50