Ein Stern ­ geht auf, liebe Leser­innen

Das Handbuch GENDER-leicht. Wie Sprache für alle elegant gelingt ist ein gut strukturiertes Sachbuch. Die Autorin Christine Olderdissen plädiert darin für gesellschaftspolitisch wichtige, sprachliche Neuinterpretationen und -kreationen: „Männer müssen bei einigen Bezeichnungen die Endungen abtreten. Ist das so schlimm?“ (S. 47). Dies geschieht etwa im Wort ‚ Ärzt­innenschaft‘ oder ‚Bäuer­innen‘. Für letzteres wäre ‚Landwirt­innen‘ eine sprachliche Alternative. Ebenso enthält das Buch sprachhistorische Entwicklungen: So steht das Wort ‚Gästin‘ seit 2009 im Duden (S. 42). Begriffe wie ‚Schirmherrin‘ oder ‚Schirmfrau‘ werden sprachhistorisch analysiert (S. 125). Bezeichnungen wie ‚ Arztbrief‘ werden in Frage gestellt (S. 135), hierfür wird alternativ ‚ärztlicher Begleitbrief‘ vorgeschlagen. Generell wird dem ‚Gender Say Gap‘ (S. 139) der Kampf angesagt. Ob ‚Hackerin‘ oder ‚Cyberkriminelle‘ (S. 2146 f), ‚jede­r‘ und ‚alle‘ als Ersetzung für ‚man‘, die Genderleichtigkeit schreitet beim Lesen des Buches voran. Auch die schriftliche Anrede wird thematisiert, hier wird unter anderem „Guten Tag, Karin Müller!“ vorgeschlagen. Das erschien mir tendenziell unpersönlich. Am Ende des Buches befindet sich ein Genderquiz (S. 213–215). Vorab sei verraten: ‚Taliban*­innen‘ macht keinen Sinn. Auch inklusive Sprache wird einbezogen: In der leichten Sprache wird vom Gebrauch des Sternchens abgeraten, in Übersetzungen in Blindenschrift wird zum sparsamen Gebrauch geraten. Fazit: Das Buch ist sehr weitsichtig und klug verfasst.
Gerlinde Mauerer
Christine Olderdissen: Genderleicht: Wie Sprache für alle elegant gelingt. 224 Seiten, Dudenverlag, Berlin 2022 EUR 16,50