Ein Weg zum „kollektiven Wir“?
Tanja Vogler begibt sich unter anderem mittels der Untersuchung queerer Projekte in Deutschland, Österreich und der Schweiz, der Analyse deutschsprachiger Bewegungsmedien und vermittels problemzentrierter Interviews mit Aktivist*innen auf die Suche nach einem „kollektiven queeren Wir“. Sie gibt einen Überblick über die verschiedenen queer-feministischen Debatten zum Thema Identitätspolitik und wirft gleichzeitig die Frage auf, ob Identitätspolitik der richtige Name ist, um den emanzipatorischen Grad einer Bewegung zu bestimmen. Vogler kommt zu dem Schluss bzw. Ausblick, nicht das Trennende, sondern das Verbindende in den Mittelpunkt gemeinsamer Politik zu stellen, da daraus eher solidarische Bündnisse entstehen. Aktivist*innen der Projekte Milchjugend aus Zürich, der Türkis Rosa Lila Villa aus Wien, LesMigraS aus Berlin und dem Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg erläutern in Interviews, wieso sie „Ja“ zu den jeweiligen queeren Projekten/Gemeinschaften und somit möglicherweise zu einem kollektiven und queeren Wir sagen. Voglers Arbeit versucht, alle Seiten einer schon lange geführten Diskussion zum Thema Identitätspolitik zu beleuchten und zeigt neue mögliche wissenschaftlich-theoretische Ansätze zu einem gegenwärtigen und zukünftigen Umgang damit.
Andrea Knabl
Tanja Vogler: Das politische Subjekt des queeren Aktivismus. Diskurs- und Akteurskonstellationen queerer Politiken im deutschsprachigen Raum. 354 Seiten, transcript, Bielefeld 2022 EUR 35,00