Eine riskante Beziehung

Bei einer Ausstellung lernt die Deutschlehrerin und Malerin Julia den charismatischen, narzisstischen Künstler Joe kennen. Joe lädt sie zu seiner Vernissage eine Woche später ein. Seine gemalten Objekte sind tote Frauen.

Joe hofiert Julia. Eine Affäre zwischen ihnen beginnt. Nachdem Julias Freund David davon erfährt, muss sie aus dessen Wohnung ausziehen. Trotz ihrer Ambivalenz zu Joe zieht sie zu ihm und rasch entwickelt sich zwischen den beiden eine obsessive Beziehung, die von Joes massivem Kontrollverhalten und seiner grenzüberschreitenden Art ihr gegenüber immer stärker überlagert wird. Julias Freundinnen und ihre Familie sind gegenüber Joe reserviert und misstrauisch. Obgleich Julia instinktiv spürt, dass Joes vereinnahmende Art sie immer stärker in eine unfreiwillige Abhängigkeit zieht, fehlt ihr die Kraft, sich aus der Symbiose zu befreien. Es kommt zu körperlichen Übergriffen. Als sich das Paar in der Pandemie in eine einsame Waldhütte zurückzieht, werden die Umstände für Julia immer unheimlicher und sie erkennt, dass sie einen Ausweg finden muss, um in ein selbstbestimmtes Leben zurückzufinden. Barbara Rieger arbeitet die Checkliste für Beziehungstaten der Kriminologin Jane Monckton-Smith schonungslos ab. Die Dialoge des ‚Liebespaares’ kennzeichnen den Weg der Betroffenen in die gewaltvolle Abwärtsspirale. Die Leserin hätte der Ich-Erzählerin Julia am Ende mehr Entschlossenheit gewünscht und nicht nur eine eng umfasste Spachtel in der Hand. Ein schwieriges, wichtiges Thema!

Antonia Laudon

Barbara Rieger: Eskalationsstufen. 229 Seiten, Kremayr & Scheriau, Wien 2024 EUR 24,00