Entsetzen vor dem Eigenen im Anderen

Der neue Roman von Anna Baar ist auf der Longlist des Österreichischen Buchpreises 2021 vertreten. In diesem experimentellen Werk geht es um das aufreibende Ringen einer Autorin, ein Finale für eine fiktive Geschichte zu entwickeln. Sie wird vom Chefredakteur eines Magazins genötigt, endlich zum Ende ihrer Fortsetzungsstory zu finden. Das schafft seitens der Autorin massives Unbehagen. Sie verzettelt sich bei ihrem Schreiben von einem Versuch in den anderen und immer blutrünstiger und nebuloser werden; ihre verzweifelten Entwürfe für ein gelungenes Ende. Zu guter Letzt entscheidet die Ich-Erzählerin sich dafür, die gesamten schriftlichen Aufzeichnungen zu verbrennen und gemeinsam mit ihrem Freund eine Klippe hinunter zu springen. Anna Baar hat etwas Außergewöhnliches produziert, neben wunderbar philosohischen Gedanken konnte jedoch das Unbehagen der Leserin nicht zerstreut werden. Die Geschichte ist wild angelegt und ein Verstärker für schlafarme Nächte. Es fehlt ihr etwas Beruhigendes, wie wir diese Welt noch ändern könnten. Merkwürdig!

ML

Anna Baar: Nil. 150 Seiten, Wallstein, Göttingen 2021 EUR  20,60