Feministische Bücher und Verlage

Die Frauen-Buch-Bewegung, auf Englisch „women’s book movement“ entstand ab den 1970er Jahren aus der Frauenbewegung heraus. Sie forderte mehr Sichtbarkeit von Frauen und setzte sich für die Veröffentlichung und Weitergabe von feministischen Inhalten ein. Feministinnen gründeten Frauenverlage, Frauenbuchläden und Frauenzeitschriften, die sich über die Jahre professionalisierten oder wieder auflösten. Diese Projekte vernetzten sich im Rahmen von feministischen Buchmessen oder Buchwochen miteinander. Doris Hermanns erzählt die Geschichte der Frauen-Buch-Bewegung in Deutschland mit Exkursionen nach Großbritannien, in die USA und die Niederlande. Hermanns berichtet vor allem von den Anfängen und davon, wie sich die Projekte gegen den männlichen Kanon stellten und versuchten, eine alternative Bewegung zu schaffen. Dabei ist das Buch eine Mischung aus einem Sachbuch und persönlichen Bewertungen. Hermanns zitiert hauptsächlich aus den jeweiligen Eigenbeschreibungen der Projekte, weshalb die eingeworfenen persönlichen Bewertungen einzelner Projekte oder Entwicklungen irritieren. So wird in dem Buch zwar ein großer Fokus auf Lesbenprojekte gelegt und rassismuskritische Projekte werden positiv hervorgehoben, andere Entwicklungen wie die Ausweitung von Frauenpreisen auf Preise für Frauen und nicht-binäre Personen werden jedoch ohne nähere Erklärungen kritisiert. Obwohl das Buch also eine spannende und wichtige Geschichte erzählt, habe ich die vorwurfsvollen Untertöne zwischendurch als unnötig und störend empfunden. Es beeindruckt dennoch, wie viele Informationen Hermanns zusammengetragen hat zu dieser bisher noch nicht umfassend erforschten Geschichte. Das Buch eignet sich somit gut als Nachschlage- und Überblickswerk über all die vergangenen und bestehenden Projekte.
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Doris Hermanns: Sand im patriarchalen Getriebe. Zur Geschichte der Frauen-Buch-Bewegung. 272 Seiten, AvivA Verlag, Berlin 2025 EUR 22,70