Feministische Theorie ohne Schnörkel

Dass nicht nur patriarchale Strukturen, sondern auch kapitalistische Zwänge den Fortschritt der Gleichberechtigung bremsen, ist längst kein Geheimnis mehr. In erfrischend untheoretischer Sprache, untermauert mit zahlreichen Beispielen und untergliedert in sinnvolle Kapitel, zeigen Heinrich und Genings Schritt für Schritt auf, wie gerade die Verschränkung zwischen Kapitalismus und Patriarchat zum Stolperstein für feministische Anliegen wird. Die Streitschrift zeigt deutlich, dass Feminismus im Sinne der Gleichberechtigung ohne umfassende Gesellschaftskritik, ohne Einbezug von Klasse und ethnischer Herkunft nicht mehr denkbar ist. Thematisiert werden verschiedene Formen der Gewalt, wieso die Angst vor Ausschluss zu absurden Idealbildern führt und wie der Wunsch nach individueller Entfaltung von Marktmechanismen bedient wird, die dadurch stereotype Rollenbilder weiter zementieren. Auch wenn weder Argumente noch Beispiele für die informierte Leser:in neu sein dürften, ist die Lektüre kurzweilig und erfrischend. Komplexe theoretische Sachverhalte werden ohne Schnörkel auf den Punkt gebracht. Empfehlenswert daher als Einstiegslektüre und Erinnerung für all jene, die an die Gleichwertigkeit aller Menschen glauben.
PS
Hanna Heinrich, Karin Genings: Willkommen im Haifischbecken. Über patriarchales Beutemachen und feministischen Widerstand. 180 Seiten, PapyRossa, Köln 2021 EUR 15,40