Forschung für die Praxis

Es wird anhand der unterschiedlichen Forschungsstandpunkte und ihrer historischen Ableitungen in dem Einführungsband nachvollzogen, was unter Intersektionalität zu fassen ist. Die Autorinnen stellen weiters fest, dass diese nicht als additives Kategoriensystem verkürzt werden sollte, sondern dass die wechselseitige Beeinflussung der Kategorien „gender, class, race und body“ im Mittelpunkt steht. Ausgangspunkt ist, dass eine kapitalistische Welt wirkungsvolle Ausschluss-und Verwertungsprozesse produziert. Diskurse wiederum erzeugen symbolische Repräsentationen, die Ungleichheit untermauern und reproduzieren. Anhand von drei weiblichen, schulischen Migrationsbiografien als Rahmen wird verdeutlicht, wie hegemoniale Repräsentationen Einfluss nehmen und gesellschaftliche Ungleichheiten erzeugen, deren Verlauf mit einer deskriptiven, additiven Berechnungsmethode nur unzulänglich abgebildet werden kann. Bei der Erforschung von Ausschlussprozessen ist nicht nur auf die im Diskurs explizit benannten Herrschaftskategorien Bezug zu nehmen, sondern auch die unmarkierten, mittelbaren Kategorien sind einzubeziehen. Dieses erfordert eine hohe inhaltliche Kenntnis der Forschenden über das Thema und zweifelsohne eine stärkere subjektive Einbindung der zu untersuchenden Personen. Das letzte Kapitel zum Thema Care Revolution in der Bildung zeigt wie konstruktiv der intersektionale Ansatz Stimmen von unten bei einer politischen Praxis zur Selbstermächtigung unterstützen kann. Empfehlenswert! ML

Kathrin Schrader, Nicole von Langsdorff. Im Dickicht der Intersektionalität, Band 4 unrast transparent – geschlechterdschungel. 80 Seiten, Unrast-Verlag, Münster 2014  EUR 8,10