Frauen*­ mit beruflichem Erfolg

Frauen­ mit beruflichem Erfolg Bei der Erforschung von berufstätigen Frauen wurden bislang zwei Aspekte zu wenig bis gar nicht berücksichtigt: Welche Ressourcen ermöglichen ihnen Erfolg und wie stellt sich diesbezüglich die Situation für Frauen mit Behinderung (in Deutschland) dar? Diesen beiden Fragen gilt die Aufmerksamkeit dieser lesenswerten Studie, die stets auf drei Ebenen nach Antworten sucht: Die persönliche von individuellen Frauen mit und ohne Behinderung, die organisatorische und die gesellschaftlich-politische. Methodisch wurden 14 problemzentrierte Interviews ausgewertet und die Ergebnisse mit vorliegenden Erkenntnissen aus Laufbahn-, Frauenförder- und Behinderungsforschung kontrastiert. Mit der Konzentration auf Ressourcen statt Defiziten kann schön herausgearbeitet werden, was Frauen alles erbringen (Bewältigungsstrategien) und wie sie ethische Grundsätze verteidigen, ohne dass die Verantwortung auf strukturellen Ebenen vernachlässigt wird. Die Herausgeberinnen können nachweisen, dass sich Erfolg für Frauen hauptsächlich in Sinnstiftung und Wertschätzung zeigt, selbst in Machtpositionen geht es ihnen um Inhalte. Transparenz bei den Kriterien für Aufstiege, der standardmäßige Einbezug von Männern in Care-Arbeit und das Nicht-Behindern werden als wesentliche Forderungen an Organisationen und Gesellschaft gerichtet, während ein Set an neuen und bekannten Ideen mehr individuelle Handlungsspielräume öffnen soll. Dass sich Frauen­­ nach weiteren Kriterien unterscheiden und Niedriglohnsektoren hier kaum relevant sind, bleibt ein Desiderat, jedenfalls liegen hiermit aber wichtige Ergebnisse vor.
Meike Lauggas
Ressourcen von beruflich erfolgreichen Frauen. Eine qualitative Studie zu Frauen mit und ohne Behinderung. Hg. von Heike Ehrig und Doris Krumpholz. 356 Seiten, Waxmann, Münster/New York 2022 EUR 35,90