Frauenkörper – ein umkämpftes Feld
Der vorliegende Band liefert einen wichtigen und dringend notwendigen Beitrag zur Köperpsychotherapie, aber auch über die psychotherapeutische Methodik hinausgehend reflektiert er unter einer geschlechterkritischen Perspektive die Zusammenhänge zwischen Frauenkörper, Psyche und Geist. Diese Reflexionen werden in einen gesellschaftspolitischen und kulturhistorischen Kontext gestellt. Das ist umso wichtiger, als geschlechterkritische Aspekte in der (Körper-)Psychotherapie kaum angesprochen werden. Auch nach Jahren der Frauenbewegung ist der Frauenkörper noch immer oder schon wieder ein „umkämpftes Feld“. Zwar gibt es eine Sensibilisierung für Gleichberechtigung, andererseits kann man in vielen Bereichen von einer Retraditionalisierung von Männlichkeits- und Weiblichkeitsvorstellungen sprechen. Insbesondere sind davon Schönheitsvorstellungen und Körperpraktiken (z.B. Intimchirurgie, Schönheitsoperationen) betroffen. So wird auch der Bogen in diesem höchst interessanten Band weit gespannt: Beginnend mit den kulturhistorischen Wurzeln von Diffamierung, Dämonisierung und Mystifizierung des weiblichen Körpers bis hin zu aktuellen gesellschaftlichen Körpernormierungen. Die Reflexionsbemühungen zielen darauf ab, die Handlungsspielräume von Frauen zu analysieren und diese zu erweitern. Der theoretisch hoch fundierte Band ist insbesondere für ExpertInnen der (Körper-)Psychotherapie und GeschlechtertheoretikerInnen zu empfehlen.
Susanne Schweiger
Verkörperungen von Weiblichkeit. Gendersensible Betrachtungen körperpsychotherap–eutischer Prozesse. Hg. von Helga Krüger-Kirn, Bettina Schroeter. 324 Seiten, Psychosozial Verlag, Gießen 2017 EUR 35,90