Gedankenrunden statt Antworten

„Imagination immer. Krise immer. Wirklichkeit immer. Und nun?“ sagt Ulrike Draesner im Gespräch mit der PS-Redaktion und spricht damit jene Frage an, die auch mich umtreibt, als ich den Titel der dritten Ausgabe von Politisch Schreiben. Anmerkungen zum Literaturbetrieb lese. Diese drei Schlagworte haben nur bei der ersten Gedankenrunde keinen direkten Zusammenhang, bei der zweiten jedoch eröffnet sich die Möglichkeit, Krisen real sowie fiktiv, der Umgang mit ihnen imaginär und real und die Wirklichkeit als Krise zu lesen, derer nur durch Imagination zu entkommen ist. Die Beiträge in Politisch Schreiben geben keine Antworten auf weiter auftauchende Fragen, sondern ermöglichen vielmehr weitere Gedankenrunden zu drehen und sich durch verschiedene Schreibstile, Genres, Ankerpunkte und Überlegungen mit dem eigenen Verhältnis zu Krise, Imagination und Wirklichkeit zu beschäftigen. In gewohnt selbstreflexiver und differenzierter Art und Weise liefern Autor_innen wie Macher_innen kei-ne Antworten, sondern machen die Suche nach diesen zum Thema. Für mich immer besonders wohltuend zu lesen: Die Selbstreflexion über die Entstehungsbedingungen der jeweiligen Ausgabe, die Auswahlprozesse, interne Diskussionen und kollektive Träume sichtbar macht. Erfrischend das erstmals beigelegte Heftchen, in dem Autor_innen auf Fragen, wie „Muss Fantasie organisiert werden?“, auf ihre persönliche Art und Schreibweise antworten. Dabei entsteht Skurriles, Nachdenkliches, Lustiges und manchmal auch ein bisschen Trauriges. Aber immer kurz, prägnant und ästhetisch schön in Szene gesetzt – bitte mehr davon!
Ulli Koch

Krise.Imagination. Wirklich. PS: Anmerkungen zum Literaturbetrieb/Politisch Schreiben 3. 228 Seiten, Leipzig 2017 EUR 10,00