Genderprofessorinnen als Pionierinnen

38 pensionierte Professorinnen für Frauen- und Geschlechterforschung an deutschsprachigen Hochschulen hat Ulla Bock interviewt und darüber den Band „Pionierarbeit“ vorgelegt. Es geht ihr dabei um die Sicherung des Erfahrungswissens dieser ersten Generation, um einen möglichen Traditionsbruch zu verhindern. Der erste Teil des Buches konzentriert auf die Berufsbiographien, der zweite auf die jeweiligen Sichtweisen auf wissenschaftliche und politische Bedeutungen von Genderprofessuren, im Anhang finden sich ausführliche Berufsbiographien aller Interviewten.

Explorativ zeichnet Bock Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf, indem sie die Frauen in zahlreichen, ausführlichen Zitaten selbst zu Wort kommen lässt. Diese stellen fast die Hälfte des Textes dar. Inhaltlich beeindruckend ist die häufig intensive Involvierung der Protagonistinnen in Frauen- und soziale Bewegungen, ihre Einsichten in die Bedeutung von Mentor_innen, Vorbildern, Netzwerken und Verbündete sowie erfahrene Anerkennung und Ablehnung. Interessanterweise wollte nur eine von Anfang an Hochschulprofessorin werden, für einige war eine Genderprofessur die einzige Möglichkeit für diese akademische Position. Dass die Angaben zum Institut für Genderforschung in Linz nicht ganz korrekt sind, ist bedauerlich, dass Sexualität in keiner Form Thema wird, ist irritierend in diesem insgesamt informativen Buch.

meikel

Ulla Bock: Pionierarbeit. Die ersten Professorinnen für Frauen- und Geschlechterforschung an deutschsprachigen Hochschulen 1984-2014. 325 Seiten, Campus, Frankfurt/M. 201EUR 30,80