Halina

Für das Manuskript und das beste unveröffentlichte Prosadebüt wurde die Studentin der Kulturpublizistik Julia Kohli bereits mit dem Studer-Ganz-Preis ausgezeichnet. Inzwischen ist ihr erster Roman auch im Handel erhältlich und sehr lesenswert. Er handelt von der 27-jährigen Studentin Halina, die eine Lehre zur Buchhändlerin absolviert hat. Sie studiert Geschichte und während eines Hitzesommers arbeitet sie in einem Buchkiosk am Flughafen in Zürich, wo sie Bücher und Zeitschriften sortiert und schlichtet. Dort erlebt und beobachtet sie im Transitbereich die Schikanen der Vorgesetzten und das solidarische Zusammenarbeiten der angestellten ArbeitskollegInnen. Außerhalb ihrer Arbeit verbringt sie ihre Zeit mit ihren akademischen FreundInnen auf Partys, Kunstausstellungen und Open-Air-Konzerten, und abends kocht sie Thai-Curry oder etwas mit Tofu. Der Roman kann durchaus als geistreiche Milieustudie gelesen werden. Die Autorin entwirft mit feinen Beobachtungen, sprachlich gekonnt und lakonisch ein persönliches Generationenporträt des urbanen Lebens. Der Titel dieses Romans könnte für manche LeserInnen irritierend sein, jedoch auch die Frage nach den sogenannten bösen Delphinen lässt sich in diesem unterhaltsamen Text beantworten. Empfehlenswert!
vero
Julia Kohli: Böse Delphine. 190 Seiten, Lenos, Basel 2019 EUR 22,00