Heile Welt?
Toni wächst im idyllisch klingenden Schöngraben an der Rauscher auf. Schon früh ist klar, dass er später einmal die Nachbarstochter Moni zur Frau nehmen will. Bis er sie zum Traualtar führen darf, passiert aber noch so manches, was das Vorhaben fast scheitern lässt, und man erfährt Dinge über Tonis Familie, sein Dorf und dessen BewohnerInnen, die man gar nicht wissen will. Bitterbitterböse ist dieser als Anleitung zum Heimatroman getarnte Roman.
So böse, dass es wirklich schon weh tut. Es wird nichts, rein gar nichts ausgelassen an menschlicher Verderbtheit, Abartigkeit und Klischees. Man versucht sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass derartige Zustände ganz sicher der Vergangenheit angehören und außerdem übertrieben dargestellt sind. Aber das Schlimme ist: man ahnt, dass das womöglich nicht so ganz stimmt und am Geschilderten mehr Wahres dran ist, als einem lieb ist. Die Struktur des Buches – 37 Kapiteln mit zig Unterkapiteln – aufgebaut wie ein Bericht, ist zuerst amüsant, wird mit der Zeit aber ziemlich mühsam. Gleiches gilt für die Idee der Korrespondenz zwischen Autorin und Lektorin in Form von immer ausufernderen Fußnoten. Hervorgehobene sprichwörtliche Redewendungen untermauern die Gewichtigkeit und Richtigkeit des transportierten Inhalts, gelungener Sprachwitz entlockt sogar den ein oder anderen Lacher, der allerdings gleich darauf wieder in der Kehle steckenbleibt. Eine Leseempfehlung sei deshalb nur Leserinnen und Lesern mit starken Nerven ausgesprochen. ? Julia Lindenthal
Petra Piuk: Toni und Moni oder: Anleitung zum Heimatroman. 208 Seiten, Kremayr & Scheriau, Wien 2017 EUR 19,90