Heldin der Krankenpflege?

Anlässlich des 200. Geburtstags der berühmtesten Krankenschwester der Welt, Florence Nightingale, erscheint ihre Biografie, um der Pflege als Beruf in der Gesellschaft eine stärkere Anerkennung zu verleihen, was aufgrund der weltweit existierenden Gesundheitskrise aktueller denn je ist. Die Biografie über ihr Leben und Wirken ist in vier Teile gegliedert und wechselt sich mit schwarz­weißfarbigen Skizzen und Tagebuchaufzeichnungen ab. Nightingale, in einer wohlhabenden britischen Familie geboren und aufgewachsen, strebt schon früh nach beruflicher Selbständigkeit und lehnt diverse Heiratsanträge ab. Sie setzt sich jahrelang mit ihren familiären und inneren Konflikten auseinander, weil sie sich den herrschenden Regeln nicht anpassen will. Talentiert in Mathematik, entwickelt sie Statistiken über englische Krankenhäuser. Sie gilt als Pionierin der Krankenpflege, weil durch ihre Bemühungen 1860 der Berufsstand endlich als weltlicher Beruf anerkannt wird. Auf der Basis ihres sogenannten Nightingale-Systems etabliert sie eine aus Theorie und Praxis kombinierte Ausbildung für junge Schwestern und löst die Pflege vollständig aus der Bevormundung durch Kirchen. Sie entwickelt eigenständig Anregungen für die Pflegepädagogik und Pflegewissenschaft. Sie setzt sich für das Frauenwahlrecht ein; sie sei aber keine Verfechterin für die Emanzipation der Frauen gewesen, schreibt die Autorin, die Gesundheitsfürsorge zu verbessern habe ihr mehr bedeutet. Dennoch: Eine lesenswerte Biografie über die Pionierin der Krankenpflege.

Vero

Nicolette Bohn: Florence Nightingale. Nur Taten verändern die Welt. 294 Seiten, Patmos Verlag, Ostfildern 2020, EUR 19,60