„In this place, you can´t ask why“
Seit mehr als 10 Jahren dokumentiert die Fotojournalistin Sarah Stacke den Alltag einiger Frauen und ihrer Familien in Manenberg, einem Vorort von Kapstadt. Das Viertel wird tendenziell mit Drogen-, Waffen- oder Bandenkriminalität assoziiert und ist abseits davon wenig sichtbar. Aufmerksamkeit von staatlichen Behörden oder mediale Berichterstattung gibt es nur dann, wenn die Gewalt zu eskalieren droht. Bei einem Aufenthalt 2011 in Kapstadt lernt Sarah Naomi kennen, die dort auf der Straße lebt. Sie folgt Naomis Einladung, sie zu ihrer Familie nach Manenberg zu begleiten. Dort lernt die Journalistin die Familie Lottering und auch die benachbarten Familien kennen und lieben. Sie wird sie von da an jedes Jahr besuchen kommen. Eine besondere Freundschaft schließt Sarah mit Naomis Schwester Debbie. Die dreifache Mutter fährt den alltäglichen Schießereien im Viertel trotzend jeden Tag zur Arbeit und lässt sich weder von Drogen, Krankheiten oder der damit einhergehenden Pflegearbeit in ihrem Kampf um ein besseres Leben beirren. Die Geschichte Manenbergs ist die eines komplexen transgenerationalen Traumas. Ein Trauma, das mit Kolonialismus, Apartheid und Zwangsumsiedelungen seine Anfänge nahm und heute als Schauplatz historisch gewachsener struktureller Gewalt zu lesen ist. Sarah Stacke gelingt es, das Leben in Manenberg so zu porträtieren, dass nicht wieder Armut, Gewalt oder Elend im Vordergrund stehen, sondern vielmehr das zärtliche, liebevolle und kämpferische Antlitz der dort ansässigen Communitys sichtbar wird.
MD
Sarah Stacke: Love from Manenberg. Bildband. Afrikaans & Englisch. 256 Seiten, Kehrer Verlag, Berlin 2022 EUR 45,00