Kaleidoskop

Das Besondere an diesem Buch ist, dass es ausschließlich aus der Ich-Perspektive von verschiedenen Menschen geschrieben ist, die Ausschnitte aus ihrem Leben erzählen und reflektieren. Im ersten Teil des Buches beschreiben SchülerInnen, die gemeinsam eine Klasse eines Elitegymnasiums in Potsdam (DDR) besuchen, die Zeit von 1989-1992, die gesellschaftlich von dem Systemumbruch in der DDR geprägt ist. Im zweiten Teil reflektieren dieselben Personen ihr Leben im Jetzt, also ca. 30 Jahre später. Sie ziehen Zwischenbilanz, reflektieren ihre Partner-Innenschaften und ihre Lebenswege.
Die Autorin schafft es problemlos, den verschiedenen Personen eine jeweils eigene Stimme zu geben. Herausgekommen ist ein
Kaleidoskop an sehr persönlichen Erzählungen, die aber anhand des gemeinsamen Schulbesuchs verbunden sind und sich gegenseitig ergänzen. Schade ist jedoch, dass sich die Biografien in der Jetzt-Zeit sehr stark ähneln. Fast alle leben ein mehr oder weniger gutbürgerliches Leben, sind verheiratet oder geschieden. Der einzige, der promiskuitiv lebt, ist natürlich schwul. Und die einzige weitere Person, die klar anders ist, ist auch die einzige, die im Laufe des Buches stirbt. Außerdem verwendet die Autorin dreimal im Buch das rassistische N-Wort, wobei es nur an einer Stelle für die Handlung dienlich ist, da es dort auch klar rassistisch konnotiert ist.
Sara John
Julia Schoch: Schöne Seelen und Komplizen. 320 Seiten, Piper, München 2018 EUR 20,60