Kampfzone Freibad
Sengende Sommerhitze bringt Menschen unterschiedlichsten Charakters und Herkunft an einen gemeinsamen Ort zum Abkühlen – nämlich ins Freibad. Genauer genommen spielt die Graphic Novel in einem Frauenfreibad in München, in welchem ein sicherer und abgeklärter Raum fürs gleiche Geschlecht vermutet werden könnte. Doch weshalb sollte dieser Platz frei von Debatten über Gender, Race und Religion sein? Auf 296 Seiten werden Konflikte gesellschaftssensibler Thematiken illustriert, wie zum Beispiel der des Burkinis und des Burkaverbots. Die Protagonistinnen machen sich stark für ihre jeweiligen Rechte und Normen und nehmen ihre Überzeugungshaltung bildhaft ein. Paulina Stulin skizziert mit weicher Linienführung starke Emotionen und bringt mit wenigen Textzeilen zahlreiche Diskussionen aufs Blatt. Wobei die komplexen Inhalte auf humorvolle und legere Weise dargestellt und plakativ, vorurteilsbehaftet vermittelt werden. Dadurch erscheinen sie als nicht weniger wichtig – ganz im Gegenteil – die Lesenden werden auf angenehme und unterhaltsame Weise zum Nachdenken angeregt. Auf Anfrage begann Stulin ihr Werk zeitgleich zu den Drehaufnahmen der gleichnamigen Filmkomödie von Doris Dörrie zu realisieren. Diverse feministische Aspekte und Perspektiven, die sich über das ganze Buch erstrecken, werden durch Farben, Worte (in verschiedener Sprache) und der Liebe zum Detail deutlich. Auch wenn die Graphic Novel als lockere Lektüre leicht zu lesen ist, fallen die doppelmoralischen Absurditäten der heutigen Diskurse ins Gewicht.
Lissi
Paulina Stulin: Freibad. Hg. von Constantin Film. 296 Seiten, Jaja Verlag, Berlin 2022 EUR 29,95