Kein komplett unauffälliges Ergebnis
Die Journalistin Sandra Schulz erfährt in der 13. Schwangerschaftswoche, dass ihre ungeborene Tochter Trisomie 21 hat. Die folgenden Wochen ihrer Schwangerschaft sind geprägt von Untersuchungen, Diagnosen, Prognosen und vor allem von der Frage, ob sie ihre Tochter gebären oder abtreiben will. Eine klare Antwort auf diese Frage zu finden wird noch schwieriger für sie und ihren Mann, als bei einer der vielen Untersuchungen auch noch ein Herzfehler und ein Hydrozephalus festgestellt werden. Die Suche nach der richtigen Entscheidung zieht sich als roter Faden durch das Buch. Die Medizin schafft zwar Fakten, aber nur vermeintlich, die einzelnen SpezialistInnen interpretieren die Fakten unterschiedlich. Die Autorin recherchiert im Internet, sucht das Gespräch mit anderen betroffenen Eltern und stellt den ÄrztInnen Fragen, um ihren Schmerz in Schach zu halten. In Bezug auf die Pränataldiagnostik bleibt ein ambivalentes Gefühl: einerseits wird die Schwangerschaft durch die Untersuchungen zu einem „überwachten und transparenten Ereignis“, andrerseits rettet die Pränataldiagnostik auch das ungeborene Kind, das früher wahrscheinlich noch im Mutterleib verstorben wäre. Offen, sehr persönlich, fachlich informativ und erfreulicherweise nicht moralisierend beschreibt Sandra Schulz ihre Erfahrungen. Ein lesenswertes Buch!
Sabine Becker
Sandra Schulz: „Das ganze Kind hat so viele Fehler“. Die Geschichte einer Entscheidung aus Liebe. 238 Seiten, Rowohlt, Reinbek 2017 EUR 15,50