Keine Klimagerechtigkeit ohne Demokratie

Entstanden aus einem Vortrag im Rahmen der Wiener Vorlesungen versteht Verena Winiwarter ihren Essay nicht als einfache Anleitung „In Sieben Schritten zu…“, sondern als einen interdisziplinären Beitrag zur Klimadebatte. Ursachen der Klimakrise sind längst erforscht, genauso wie Maßnahmen, um mit ihr umzugehen. Die Umwelthistorikerin und Wissenschaftlerin des Jahres 2013 beleuchtet die gesellschaftliche Dimension der Klimagerechtigkeit und damit Phänomene wie Korruption, Umweltkriminalität und strukturelle Ungerechtigkeit. Sie zeigt auf, wie Rechtsstaaten, Grundrechte und Menschenrechte ein wirksames Mittel sein könnten, um Klimaschutz in die Verfassung aufzunehmen. Klimagerechtigkeit zeigt sich als tückisches Problem, das schwer anschaulich zu machen ist, da es zwischen Generationen, Nationalstaaten, Verständigungsschwierigkeiten und bewussten Fehlinformationen zu verschwinden droht. Starke demokratische Institutionen, die sich für Frieden und gegen Korruption einsetzen, sind daher wichtige Player der Klima­­gerechtigkeit. Mit einem Lichtblick beendet Winiwarter ihren Essay: Eine klimagerechte Gesellschaft ist eine Gesellschaft ohne die Sucht nach fossilen Brennstoffen. Das bedeutet womöglich auch ein Ende der freien Marktwirtschaft mit dem Druck der Individualisierung und des Wettbewerbs. Nach dem Entzug der Droge ‚fossile Brennstoffe‘ orientieren sich zukünftige Gemeinschaften womöglich am psychosozialen Wohlbefinden aller statt am Interesse einiger weniger.

PS

Verena Winiwarter: Der Weg zur klimagerechten Gesellschaft. Sieben Schritte in eine nachhaltige Zukunft. 72 Seiten, Picus, Wien 2022 EUR 14,00