Kind bekommen, Kind sein

Berührend und melancholisch wie der Mond: Paulina Czienskowskis neuer Roman liest sich eher wie ein Gedicht in mehreren Akten. Wer Handlung und Spannung erwartet, wird enttäuscht – die Lektüre verlangt langsames Lesen und eine Begeisterung für Sprache, die Aufmerksamkeit beansprucht. Zyklisch tastet sich die Erzählerin an ihre Kindheit heran. Vor allem an die Mutter und die Großmutter – an familiäre Muster, die schwer wiegen, gerade jetzt, wo sie selbst Mama geworden ist. Die wiederkehrenden Themen – Beziehungen zu Männern, zum eigenen weiblichen Körper, zum Muttersein – verleihen dem Text Tiefe. Wenn frau nicht achtsam liest, können diese Themen sie in der Wiederholung aber auch auf fast hypnotisierende Weise ermüden. Czienskowski nimmt sich viel Zeit für Sprache, für das vorsichtige Benennen von Unsagbarem. Wer sich auf dieses Tempo einlässt, wird mit leiser, eindringlicher Literatur belohnt.
PS
Paulina Czienskowski: Dem Mond geht es gut. 192 Seiten, Aufbau Verlag, Berlin 2025 EUR 22,70