Kritik verborgener Männlichkeit
er von Marion Löffler editierte Band „Diskreter Maskulinismus“ versammelt Texte von Eva Kreisky aus den 1980er bis 2000er Jahren. Die Herausgeberin hält in ihrer Einleitung fest, dass die Beiträge „nicht nur Eva Kreiskys kritische Zeitdiagnosen nachlesbar machen [sollen], sondern vor allem konzeptuelle und methodische Anregungen für eigene und aktuelle Diagnosen dieser Art“ bieten. Quer durch die Jahrzehnte und die von Kreisky bearbeitete Vielfalt an Themen zieht sich denn auch der theoretisch fundierte Zugang der „feministischen Institutionenarchäologie“. Diese macht die tief in bürokratische, politische und gesellschaftliche Institutionen – von der Politik im engen Sinne, über Behörden und Ämter bis zum (Männer-)Fußball – eingelassene, höchst wirkmächtige, dabei jedoch meist unsichtbare und auch in der Wissenschaft beschwiegene, hegemoniale Männlichkeit sichtbar. Sie zeigt wie der – mehr oder weniger subtile – Ausschluss von Frauen die Möglichkeiten für grundlegende Demokratisierung systematisch verstellt. Dass sich aus heutiger Perspektive auch einiges an Kritik an den Texten anbringen lässt – allen voran am weitgehenden Fehlen kolonialismuskritischer und intersektionaler Perspektiven in den Analysen moderner Staatlichkeit – verwundert nicht. Hoch aktuell ist hingegen Eva Kreiskys Beharren darauf, den Fokus kritischer Analysen auf die (verdeckten) Grundlagen der Macht zu richten, anstatt die Marginalisierten in den Fokus zu rücken. Frauenforschung dürfe sich nicht mit „Damenbeine-Zählen“ begnügen – diese Polemik aus den frühen 1980er Jahren lässt sich durchaus aufs Heute übertragen.
Steve
Eva Kreisky: Diskreter Maskulinismus. Kritische Zeitdiagnosen. Hg. von Marion Löffler. 404 Seiten, Campus, Frankfurt/New York 2024 EUR 43,20