Kronstadt, Brașov, Brassó
In ihrem Romandebut erzählt die aus Kronstadt stammende Autorin von der Geschichte eines Kronstädter Hauses und den darin wohnenden Menschen. Hauptperson ist das kleinste von den vier im Haus lebenden Kindern, Ana. Aus der Perspektive von Ana wird über drei Generationen, die das Haus beherbergt, die Nachbarschaft und über den Alltag im Allgemeinen des Rumäniens der 1960er Jahre berichtet. Erzählt werden Episoden, die der Leser*in Einblick in soziale Zusammenhänge der Großfamilie, aber auch in die der gesellschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit geben. Mit liebevoller, metaphernreicher Sprache schafft es die Autorin, die Perspektive einer Vierjährigen auf die Welt perfekt zu konstruieren. In den 1960er Jahren geborene Leser*innen werden mitunter an ähnliche Situationen aus der eigenen Kindheit erinnert, wenn Ana von Streichen oder elterlichen/ großelterlichen Erziehungsbemühungen berichtet. Das Faktum der Mehrsprachigkeit der Region Siebenbürgen wird ganz selbstverständlich anhand der unterschiedlichen Namen der Stadt, von Straßen, Plätzen und Kirchen – je nach politischen/historischen Gegebenheiten – vermittelt. Ein Roman, der Lust macht, eine Reise nach Siebenbürgen und Rumänien zu unternehmen sowie sich intensiver mit der Geschichte und der Mehrsprachigkeit in diesem Gebiet zu beschäftigen.
Beate Foltin
Ioana Pârvulescu: Wo die Hunde in drei Sprachen bellen. 368 Seiten, Paul Zsolnay Verlag, Wien, 2021 EUR 25,70