Liebe als enttäuschende Fortsetzung

Mit der feministischen Graphic Novel „Der Ursprung der Welt“ ist Liv Strömquist vor einem Jahr ein Über­raschungsbestseller gelungen, der sich beschwingt und abgründig über Frauenverächtliches rund um Klitoris, Vulva und Menstruation lustig macht und dabei immer wieder utopischen Ansichten Raum gibt. Nun folgte ein weiterer Band von ihr über den „Ursprung der Liebe“, der in vielem daran anknüpft: Es werden popkulturelle Figuren und Promis des globalen Nordens erwähnt und ihr (frauenfeindliches) Verhältnis zur Liebe vorgestellt – nicht-europäische Kulturen firmieren lediglich als Referenzrahmen des „Anderen“. Dies alles wird kontrastiert oder erklärt mit langatmigen Nacherzählungen wissenschaftlicher Theorien, die den Einfluss des Kapitalismus und weiterer sexistischer Traditionen auf das Konzept heteronormativer Liebe be­tonen. Der Anspruch der leichtfüßigen Ironie ist zwar auch in diesem Band zu erkennen, aber eingelöst wird er wenig: Es fehlen diesmal das charmante und subversive Augenzwinkern, das Fabulierend-Kreative, die kunsthistorischen Zitate und insgesamt die Gegenwelten oder Außenansichten. Passenderweise finden sich diesmal auch keine Farbseiten (dafür viele Schreibfehler), was alles auf eine große Eile hinweist, auf den großen Erfolg einen weiteren folgen lassen zu wollen – herausgekommen ist allerdings ein inhaltlich unsortiertes, etwas besserwisserisches, feministisches Erklärbuch.

Meike Lauggas

Liv Strömquist: Der Ursprung der Liebe. Aus dem Schwed. von Katharina Erben. 136 Seiten, Avant Verlag, Berlin 2018 EUR 20,60