Mach mal Pause

Mal wieder gestresst von einem Termin zum nächsten gerannt? Das Gefühl, nicht gut, schön oder erfolgreich genug zu sein? Keine Zeit für sich selbst, aber immer für alle anderen da? – Gerade an Frauen* werden in einer patriarchal geprägten, kapitalistischen Gesellschaft mannigfache Anforderungen herangetragen: Sie sollen am besten gleichzeitig Karriere machen, langlebige romantische Beziehungen führen, Kinder kriegen, Erziehungsarbeit leisten, sich gesund ernähren, Sport betreiben, die Welt bereisen und dabei die ganze Zeit auch noch hübsch ausschauen und gut gelaunt sein. Doch der Trend zur Selbstoptimierung macht auf Dauer krank und ‚Sich-Ausruhen‘ wird in einer neoliberalen, leistungsorientierten Welt zum politischen Akt. Nadia Shehadeh zeigt in ihrem humorvollen Essay, wie sie lernte, auf productivity zu pfeifen und stattdessen mit sich selbst zufrieden zu sein. Ihr Buch ist aber nicht bloßer Erfahrungsbericht, sondern eine kritische Auseinandersetzung mit einer auf Leistungsdruck ausgerichteten Kultur, in der scheinbar ‚feministische‘ Erfolgsstorys einiger weniger, meist weißer Frauen, die sich angeblich durch harte Arbeit und reine Willenskraft nach oben gearbeitet haben, als Ideal dargestellt werden. Shehadeh erklärt demgegenüber Verweigerung zum feministischen Prinzip. Statt Selbstaufopferung und Konkurrenzkampf plädiert sie für radikale Entspannung und Solidarität. In einer Welt, in der scheinbar jede Zweite kurz vor dem Burn-Out steht, sollten sich das alle mal zu Herzen nehmen.
ReSt
Nadia Shehadeh: Anti-Girlboss. Den Kapitalismus vom Sofa aus bekämpfen. 220 Seiten, Ullstein, Berlin 2023 EUR 18,50