Medizin, Gesundheit und Soziales
Es ist eines der Bücher, die zur Lektüre empfohlen werden, ohne die reichhaltige Fülle des Bandes in dieser Kürze darstellen zu können. In historischer Perspektive wird die Entwicklung von Genderforschung in Public Health, Gender Medizin und in der Frauen- und Männergesundheitsforschung dargestellt. Der Beitrag zu Gender Mainstreaming rund um die Gesundheit war einer meiner Favoriten, nicht zuletzt aufgrund eigener Arbeiten zum Thema. Gender in der Herzgesundheit, Orthopädie, Psychiatrie, Brustgesundheit und beruflichen Rehabilitation werden in einzelnen Fachbeiträgen dargestellt. Gendersensibles betriebliches Gesundheitsmanagement fand ich deshalb herausragend, weil die aktuelle und zukünftige Bedeutung dieses Feldes nicht genug betont werden kann. Mein absoluter Favorit im Band ist der Text zur „Versorgung pflegebedürftiger alter Menschen im Spiegel von Migration und Geschlecht“: „Die ,Feminisierung der Migration‘ zeigt sich dadurch ( …), dass Frauen heute zunehmend als eigenständige und erwerbstätige bzw. erwerbssuchende Familienernährerinnen auswandern.“ Genderanalysen auf der Ebene des Sozialen werden um Expertisen im medizinischen Kontext ergänzt, mit Auswirkungen, die noch verstärkt untersucht werden müssen. Hierzu zählt Gendersensibilität in der Ausbildung von Medizinerinnen und Medizinern und „Migrationsspezifische Diversität“ in der Erweiterung des medizinischen „Genderblicks“. Auch die Überschreitung binärer Geschlechtercodierungen wird einleitend thematisiert. Interessierte an vielfältigen Analysen zu Geschlecht und Gesellschaft finden im Band aktuelle Informationen und kluge fachliche Expertisen.
Gerlinde Mauerer
Medizin – Gesundheit – Geschlecht. Eine gesundheitswissenschaftliche Perspektive. Hg. von Claudia Hornberg, Andrea Pauli, Birgitta Wrede. 375 Seiten, Springer, Wiesbaden 2016 EUR 41,11