Mit fünfzehn schon Mutter
Eine Frauenleiche wird im Lavafeld bei Grábrók gefunden. Es handelt sich um die seit sieben Monaten verschwundene Maríanna, von der alle angenommen haben, dass sie Selbstmord begangen hat. Maríanna war schon mit fünfzehn schwanger, ohne Unterstützung ihrer Eltern musste sie ihre Tochter Hekla völlig überfordert großziehen, sie trank zu viel und das Jugendamt musste eingreifen und Hekla teilweise zu einer Pflegefamilie geben – dass Maríanna sich umgebracht hat, wäre bei diesen Problemen auf der Hand gelegen. Aber weit gefehlt – sie wurde ermordet. Polizeikommissarin Elma und Kollege Sævar ermitteln im kalten isländischen Winter kurz vor Weihnachten, wer die alleinerziehende Mutter umgebracht hat – der Liebhaber, die eigene Teenagertochter, ihr Freund, die Pflegeeltern der Tochter…? Der zweite Band steht dem ersten um nichts nach: Eine sehr spannende Handlung ist verwoben mit Rückblicken in die Vergangenheit und wirft ein Schlaglicht auf vernachlässigte Kinder, überforderte Mütter und vermeintlichen Rufmord. Wer glaubt die Lösung des Falls verstanden zu haben, kann sich auf einige sehr gelungene Wendungen gefasst machen! Das Buch ist nicht nur für Fans skandinavischer Krimis eine Empfehlung.
Gabriele Mraz
Eva Björg Ægisdóttir: Verlogen. Ein Island-Krimi. Aus dem Isländ. von Freya Melsted. 362 Seiten, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023 EUR 18,00