„Mit Pasta überlebt man alles“
Tante Jele blickt mit ihren 101 Jahren auf ein langes Leben zurück: sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Zagreb und musste mit ihren Eltern fliehen. Dabei landete sie in Norditalien, heiratet Girogio, weniger aus Liebe als aus Konvention. An seiner Seite führte sie ein nach ihrem Empfinden langweiliges Eheleben in Norditalien. Lichtblick im Alltagstrott waren die Sommerferien am Gardasee. Nach außen war alles sehr konventionell, das Innenleben der Tante war aber voller Träume von Luxusleben und aristokratischen Liebhabern. Sie hat in all den Jahrzehnten viel Tragisches erlebt – Spanische Grippe, Flucht, Konzentrationslager. Ihre letzten Lebensjahre verbringt sie schließlich in einem Altenheim in Mantua und leidet dort während der Corona-Pandemie unter der Isolation von der Außenwelt. Halt geben ihr die täglichen Telefonate mit ihrer Nichte in Deutschland, der Schauspielerin und Autorin Adriana Altaras. Und natürlich ihr (Lebens)motto: „Ein Leben lang mittags Pasta essen und man überlebt alles!“. Die Tante schwelgt in Erinnerungen und verliert sich in Schwärmereien. Nicht immer für die richtigen – wie im Falle der Rechtspopulisten Berlusconi und Salvini. Letzteres machte mir die Tante im Laufe des Buches nicht sympathischer, hält mich aber nicht von einer klaren Leseempfehlung für dieses kurzweilige, einfühlsame Buch ab!
Irene Mayer-Kilani
Adriana Altaras: Besser allein als in schlechter Gesellschaft. 240 Seiten, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023 EUR 23,50