Mutter Tochter Beziehung

Katharina Höftmann Ciobotaru schreibt in ihrem Roman über die Sehnsucht nach Leben kurz nach dem Mauerfall in der DDR. Billie ist Sängerin, zweifache Mutter und an sich gut aufgehoben in ihrer Beziehung zum Kindesvater. Sie tritt gern die Flucht aus dem Alltagstrott an und sucht Abwechslung in sexuellen Abenteuern mit anderen Männer, was ihr streng monogamer Lebenspartner emotional verwerflich findet. Das Verhältnis zu ihren Kindern Sascha und Pauli ist ambivalent. Ihre Mutter Christa hingegen lebt streng und konsequent nach ihren Überzeugungen, in dem sie als Lehrerin, treue Ehefrau und Mutter immer funktioniert und keinerlei persönliche Schwäche zulässt. In familiäre Konflikte lässt sie sich nicht unmittelbar verwickeln. Die politischen Ansichten ihres Mannes sind ihr zuwider ebenso wie die Erziehungsmethoden ihrer Tochter. Abwechselnd in inneren Monologen lässt die Autorin die beiden Charaktere Mutter und Tochter kapitelweise ihre Sichtweise reflektieren, um am Ende festzustellen, dass trotz der verschiedenen Zugänge zum Leben die Beziehungen zueinander es sind, die das Leben interessant machen. Es gibt kein richtig oder falsch, es geht um den Versuch, den besseren Weg zu finden. Zum Teil ausgesprochen starke Dialoge mit philosophischem Anstrich, die auch die Leserin aufgerüttelt haben.

ML

Katharina Höftmann Ciobotaru: Frei. 190 Seiten, Ecco, Hamburg 2023 EUR 20,60