Mutter – Tochter, Ost – West
Nach ihrem erfolgreichen Debut Superbusen legt Paula Irmschler nun den zweiten Roman vor. Mutter Gerda, mittlerweile 60 Jahre alt, lebt aktuell in Leipzig und hat vier Kinder großgezogen, meistens alleinerziehend. Die jüngste Tochter Karla, im Jahr der Wende 1989 geboren, lebt in Köln und hat seit zwei Jahren keinen Kontakt mehr zur Mutter. Beide sind nah beieinander im November geboren und bekommen von den Geschwistern eine Wochenendreise nach Hamburg geschenkt. Beide haben eigentlich keine Lust auf diese Reise, treten sie dann aber doch an. Gleich am ersten Abend in Hamburg kommt es zum kathartischen Streit, bei dem nicht viel geredet wird, aber einiges in Bewegung kommt. Ist es der, angeblich der DDR eigene, Pragmatismus, der die beiden trennt und doch irgendwie verbindet? Paula Irmschler zeichnet zwei liebevolle Porträts zweier Frauen, die zufällig durch Geburt miteinander verbunden sind: Die Jüngere, im Westen lebend, zwangsneurotisch, zurückgezogen, gesellschaftlich nicht erfolgreich, mit spießigen Wünschen nach gemeinsamer Familie mit der entfernt lebenden Geliebten, die Ältere, im Osten lebend, zufrieden, dass die Kinder aus dem Haus sind und mit vielen Plänen für die Zukunft. Nachhilfe in sächsischer Herkunft und DDR-Vergangenheit.
Beate Foltin
Paula Irmschler: Alles immer wegen damals. 320 Seiten, dtv, München 2024 EUR 24,70