Personalisierte Geschichte
Verena Hausers „essayistische Momentaufnahmen“ spielen in Kärnten zwischen 1918 und 1934, einer schwierigen Zeit voller Umbrüche: der Grenzkonflikt mit Jugoslawien, die Volksabstimmung 1920, das Erstarken des Nationalsozialismus bis hin zum Putschversuch 1934 im Lavanttal. Die Autorin erzählt diese Zeit aus der Perspektive ihrer Figuren. Was hat den jungen Albert dazu gebracht, sich den Putschisten anzuschließen? Wie verhalten sich die Kärntner Slowen:innen Hema und ihre Familie gegenüber den Anfeindungen? Wie erleben Volksschullehrerin Johanna aus Klagenfurt/Celovec und „Kräuterhexe“ Josefine diese schwierigen Zeiten?
Das Erstlingswerk von Verena Hauser ist in vielerlei Hinsicht sehr gut gelungen. Durch die verschiedenen Perspektiven ganz unterschiedlicher Menschen entsteht ein vielschichtiger Bezug zum Kärnten dieser Zeit, dieser wird noch verstärkt durch die Verwendung von Kärntner Dialektwörtern (keine Sorge, es gibt ein Glossar). Auch wenn die Charaktere erfunden sind, die historischen Fakten sind es nicht. Sehr sorgfältig sind sie in die Erzählungen eingewoben. Was bleibt ist das Gefühl, die Geschichte dieser Zeit viel besser verstehen zu können – und das Gefühl von Verbundenheit mit einigen der Geschichten.
Gabriele Mraz
Verena Hauser: Wenn Geschichte mit Körpern geschrieben wird. 148 Seiten, Edition Roesner, Maria Enzersdorf 2023 EUR 14,90