Pionierinnen der Moderne

Bauhaus gilt als Meilenstein in der internationalen Kunstgeschichte. Was an revolutionärem Potenzial entstand, wird fälschlicherweise fast ausschließlich mit männlichen Namen assoziiert. Die Publikation „Bauhausfrauen“ schafft hier dringend notwendige Abhilfe. Größere Bekanntheit steht ihnen zu – es erzürnt, mit welcher Ignoranz diese wichtigen Protagonistinnen behandelt wurden. Por­trätiert werden etwa die universal begabte Wiener Jüdin Friedl Dicker, die ausgebildete Fotografin war auch als Malerin, Kostümbildnerin und Designerin tätig. Zurück in Wien leitete sie ein Architektur- und Designbüro mit ihrem Partner, das höchst „in“ war. Viele ihrer Entwürfe wurden unter dem Namen ihres Ehemannes Singer verbucht und sind heut schwer zu identifizieren. Sie erfand nicht nur stapelbare Sessel, Klappsofas und bewegliche Lampen, auch Spielzeug im Montessori-Stil. Während der Internierung in Theresienstadt bis zu ihrer Ermordung unterrichtete sie. Eine weitere tragende Säule des Bauhaus war die Münchner Textilkünstlerin Gunta Stölzl – eine der zahlreichen Frauen, die zu Weberei und Töpferei „verschoben“ wurden. Es gelang ihr allerdings, ihre künstlerischen Fäh­igkeiten in der Webereiklasse umzusetzen. Sie war die einzige „Meisterin“, allerdings rechtlich und finanziell schlechter gestellt als die Kollegen, obwohl ihre Klasse finanziell am erfolgreichsten war und die Schule teilweise mit ihren Erträgen unterhielt. Weitere Porträts befassen sich mit Dörte Helm, Marguerite Friedländer u. a.
Susa
Ulrike Müller: Bauhausfrauen. Meisterinnen in Kunst, Handwerk und Design. Mit einem Gastbeitrag von Ingrid Radewaldt. 168 Seiten, Elisabeth Sandmann, München 2019 EUR 41,10