Psychoanalytikerin und Feministin

Zwei Jahre nach dem Tod von Margarete Mitscherlich-Nielsen treten in der Rückschau und vor allem auch in der Zusammenschau ihrer Werke und der Entwicklungen der Themen ihre Wirkung und ihr großer Einfluss auf Psychoanalyse und Feminismus vor allem im deutschsprachigen Raum noch deutlicher hervor. Margarete Mitscherlich-Nielsen war und ist eine wichtige Identifikationsfigur für Frauen/Feministinnen. Nach Ende des Nationalsozialismus war sie am Wiederaufbau der Psychoanalyse und ihren Institutionen in Deutschland mitbeteiligt, sie wirkte als Lehranalytikerin, Herausgeberin der „Psyche“, sie war die erste deutsche Psychoanalytikerin, die sich dem Feminismus zuwandte und sich auch öffentlich dazu bekannte. „Die friedfertige Frau“ ist wohl ihr berühmtestes Buch. Mit „Die Unfähigkeit zu trauern“ und u.a. „Das Ende der Vorbilder“ trug sie wesentlich zur Erinnerungskultur ihres Landes bei. Der vorliegende Band würdigt Werk und Wirken Mitscherlichs in eindrucksvoller Art und Weise. Margarte Mitscherlich-Nielsen war immer „dem Wandel zugänglich“ und manchmal auch ihrer Zeit voraus. Viele ihrer Werke wurden beim Erscheinen kontrovers diskutiert und „Die Friedfertigkeit der Frau“ wohl auch missverstanden. Zentral ist für mich, dass sie die Psychoanalyse gesellschaftspolitisch verortet hat. Der Band ist sowohl für KennerInnen wie auch für EinsteigerInnen in das Werk von Mitscherlich-Nielsen sehr lesenswert. Ihre feministischen Ansätze wirken auch heute noch frisch. Susanne Schweiger

Keine friedfertige Frau. Margarete Mitscherlich-Nielsen, die Psychoanalyse und der Feminismus. Hg. von Christiane Schrader und Ingrid Moeslein-Teisig. 168 Seiten, Psychosozial-Verlag, Gießen 2014
EUR 20,50