Punk und Prinzessin

Elisa holt im Alter von 33 Jahren ihre alten Tagebücher aus dem Versteck und rollt die Geschichte ihrer Freundinnenschaft auf: es geht um intensive Gefühlslagen, Liebe, Eifersucht, kaputte Familien, Schönheit, Punk, Drogen, Glamour und den Anbruch des digitalen Zeitalters. Die wechselvolle Beziehung der Mädchen beginnt an einem Sommerabend am Strand, wohin Elisa von einem eskalierenden Familienabendessen flieht. Dort begegnet sie der von ihr bereits den ganzen Abend lang beobachteten und bewunderten Beatrice, die ebenfalls mit Familie im gleichen Nobellokal zu Gast war, mit dem Unterschied, dass ihre Familie vollkommen und harmonisch wirkt. Fortan teilen die beiden 14-Jährigen ihre Träume und Ängste. Elisa liebt Literatur und Poesie und kleidet sich punkig, Beatrice steckt in der Mode- und Modelwelt. Die beiden beginnen einen Blog zu veröffentlichen. Beatrice genießt es, sich zu inszenieren, Elisa bleibt zurückhaltend. Silvia Avallone stellt den Blick scharf und präzise auf die Dynamik der Freundinnenschaft, deren Gefühlsausbrüche und Unsicherheiten und zeichnet ihre Charaktere offen, aber nie lieblos. Der Wert der Freundinnenschaft misst sich an ihren Herausforderungen. Manipulationen, Tiefgründigkeiten, wechselseitiger Abhängigkeit, Neid, Oberflächlichkeiten und Angst ebenso wie an dem Gefühl, die Freundin sei gerade aus einer Märchenwelt entsprungen. Auch unter dem Aspekt der Digitalisierung eine interessante Lektüre.
Susa
Silvia Avallone: Bilder meiner besten Freundin. Aus dem Ital. von Michael von Killisch-Horn. 496 Seiten. Hoffmann und Campe, Hamburg 2021. EUR 25,95